Digitale Transformation: Wer sich nicht ändert, wird geändert?
Industrie 4.0 und die damit einhergehende digitale Transformation sind wohl die derzeit grössten Herausforderungen, die Unternehmen nervös werden lassen.
Es gibt genügend Beispiele im Markt, welche die disruptive Wirkung der Digitalisierung auf angestammte Geschäftsmodelle aufzeigen. Eine Lösung lässt sich nicht so einfach aus dem Hut zaubern, sondern muss mit eigener Inspiration gefertigt werden. Aber wie entwickelt man digitale Wertschöpfungsketten und steuert durch mobile Sensortechnik und die Analyse von neuartigen Daten aktiv das Kundenerlebnis, um sich notabene von der Konkurrenz noch besser zu unterscheiden? Wer diese Kurve nicht rechtzeitig kriegt, wird erbarmungslos aus der Bahn geworfen.
IT-Organisationen sind grundsätzlich prädestiniert, die Rolle des Enablers zu übernehmen, um die Unternehmen in die Zukunft zu navigieren, respektive die digitale Transformation im Unternehmen aktiv zu begleiten. Hat doch die Digitalisierung sehr stark mit IT-Technik und IT-Systemen zu tun. Digitalisierung ist aber mehr als inkrementelle Optimierung von Bestehendem. Es geht hier grundsätzlich um neue Innovationen, die das bestehende Geschäftsmodell signifikant verändern. Nur: Ist die interne IT-Organisation dazu überhaupt in der Lage?
Die meisten IT-Organisationen wurden von ihrem Business in den letzten Jahren hinsichtlich Effizienz und Effektivität ausgiebig gehärtet. Die IT-Planung ist sehr starr geworden und nicht mehr flexibel genug, um auf neue Markt- und Technologietrends schnell zu reagieren. Die interne IT nimmt dadurch primär eine Support-Funktion innerhalb des Unternehmens wahr und ist eher reaktiv aufgestellt. Anstelle proaktiv zu agieren, wartet sie auf konkrete Aufträge. Das ändert nichts am Umstand, dass viele IT-Organisationen aus Kosten- und Effizienzgründen bereits Teile der IT extern auslagern oder beginnen, diese in die Cloud zu migrieren.
Servicemanagement ist der Schlüssel
Durch das stete Trimmen der IT-Organisationen fehlt es nun oft an der kreativen Innovations- und Gestaltungsfähigkeit, weil sie diese Rolle nicht innehaben und in aller Regel auch nicht über die dazu notwendigen Skills verfügen. Es geht hier nicht darum, dass sich die IT-Organisationen neue, innovative Geschäftsmodelle für das Business ausdenken. Die Herausforderungen der Digitalisierung müssen und können nur gemeinsam mit den Fachbereichen gemeistert werden. Agile Design-Thinking-Ansätze müssen berücksichtigt werden, die auf die Nutzerbedürfnisse der Kunden ausgerichtet sind. Dazu sind beide Seiten notwendig, um das Potenzial der neuen Technologien für innovative Wertschöpfungsmodelle zu nutzen. Um zu innovativen, digitalen Lösungen zu gelangen, muss gemeinsam experimentiert werden und das hoffentlich frühzeitige "Auf-die-Nase-Fallen" soll wieder salonfähig werden.
Dies geht aber nicht mehr mit den bis heute bewährten Methoden, auf denen die "Plan-Build-Run"- oder "Source-Make-Deliver"-Betriebsmodelle fussen. Die IT-Organisation muss wegkommen vom Inside-out-Denken in Applikationen und Infrastrukturen hin zum Outside-in-Denken in Business-Services am Kunden. Servicemanagement ist der Schlüssel zur Digitalisierung. Mit Methoden wie DevOps oder Lean-IT muss die IT-Organisation lernen, schneller und besser auf Bedürfnisse zu reagieren und mit innovativen Lösungen das Unternehmen von innen heraus zu transformieren. Dazu muss sich die interne IT selbst fundamental verändern und für die Rolle des digitalen Transformers im Unternehmen befähigen.
Wie stark der Wind der Digitalisierung bläst, kann die IT-Organisation wohl nicht direkt beeinflussen. Aber es ist ihre Pflicht, die Segel richtig und rechtzeitig so zu setzen, dass das Unternehmen in eine erfolgreiche, digitale Zukunft gleitet. Das Business kann nicht zu lange auf ihre interne IT warten. Wenn sie dies nicht aus eigener Kraft schafft, wird sich das Unternehmen einen Chief Digital Officer (CDO) samt Team von aussen holen und sich die notwendigen Kompetenzen einkaufen. Darüber welche Rolle der internen IT noch verbleibt, kann spekuliert werden. Es ist für sie jedoch sehr zu empfehlen, besser vor dem Teller zu sitzen als darauf.
Martin Andenmatten
Glenfis AG
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